Placebo-Politik: warum Politiker alles tun, nur nicht das Nötige
Auseinandersetzung mit dem herrschenden Politikstil, der auch - um die eigene Karriere nicht zu gefährden - anstehende gravierende Probleme nicht nachhaltig genug angeht. - Rezension : Der promovierte Jurist Bernd Weiss arbeitete sich 25 Jahre in der CSU nach oben, bevor er 2009 wegen eines massiven Konfliktes nach nur einem Jahr das Amt des Staatssekretärs im Innenministerium und damit seine politische Karriere aufgab. Dieses Buch ist eine Abrechnung, aber nicht wie man zuerst vermuten könnte, in 1. Linie mit der bayerischen Staatsregierung und dem Ministerpräsidenten, sondern mit einer ganzen Politikergeneration und dem gesamten Politikbetrieb. Der Vorwurf wiegt schwer: Man will die Macht und wenn man sie hat, dann scheut man sich vor der Verantwortung. Statt die wirklich brennenden Probleme mutig aufzugreifen, etwa die zerbröckelnde Infrastruktur oder den Wildwuchs der Finanzmärkte, beschäftige man sich mit Symbol- und "Placebo-Politik". Der Autor schreibt sich manchmal etwas in Rage und bei so viel Rundumschlägen schleichen sich auch gewisse Redundanzen ein. Trotzdem: Auch wer glaubt, den Politikbetrieb realistisch einschätzen zu können, wird manche böse Überraschung erleben. Ein auch Bibliotheken ausserhalb der bajuwarischen Grenzen gerne empfohlener Diskussionstitel. (2)